Zwischen Mutter und Kind besteht ein ganz einzigartiges Band, das bereits in der Schwangerschaft beginnt.
Während die seelische Verbindung von Anfang an stark ist, sind Mutter und Kind natürlich auch körperlich miteinander verbunden – diese besondere Verbindung sollte daher unmittelbar nach der Geburt weiter gefördert werden.
Eine positive Mutter (Eltern)-Kind-Bindung hat sehr großen Einfluss auf das spätere Leben des Kindes: auf seine psychische und physische Entwicklung, sein Sozialverhalten, seine Bindungsfähigkeit zu Mitmenschen und sein „Urvertrauen“ in die Welt.
Im Folgenden finden Sie einige wichtige Tipps und Empfehlungen zum Thema Mutter-Kind-Bindung und worauf Sie unmittelbar nach der Geburt Ihres Kindes achten sollten:
Die ersten Momente
Der intensivste Moment der Verbundenheit zwischen Mutter und Kind wird durch den sofortigen Hautkontakt nach der Geburt erreicht. Dieser Kontakt vermittelt beiden das vertraute Gefühl der Verbundenheit, das beide „aus dem Bauch“ kennen. Das Baby fühlt sich geschützt und geborgen nachdem es die Geburt ins Leben erlebt hat. Es spürt die warme Haut der Mutter, riecht die Mutter, hört ihren Herzschlag, erkennt ihre Stimme. All das führt zur Beruhigung des Kindes und zum Wiederaufnehmen des zuvor im Mutterleib gewachsenen „Bandes“ zwischen Mutter und Kind.
Wenn die Geburt problemlos verlaufen ist, sollte dieser Zustand nach Möglichkeit für eine Zeit so bleiben – was auch bei einer Hausgeburt gut funktioniert. In einer klinischen Umgebung wird jedoch oft mit den üblichen Routineuntersuchungen fortgefahren. Das Kind soll untersucht, die Nachgeburt (Plazenta) geboren, die Mutter vielleicht genäht werden… Trotz all dem sollen Eltern darauf achten und auch einfordern, dass die ersten, so wichtigen und schönen Minuten ihnen gehören. Es ist faszinierend zu beobachten, wie wach und aufmerksam Babys in dieser ersten Zeit sein können. Sie senden durch Mimik, Gestik und Körperhaltung Signale – und je intensiver diese Signale auch gleich von der Mutter/den Eltern erwidert werden, desto intensiver ist die Prägung. Eine vorübergehende Trennung, wie zum Beispiel für die erste Untersuchung, sollte so kurz wie möglich gehalten werden. Das Baden des Babys ist in den ersten Momenten nicht erforderlich und kann das gegenseitige Kennenlernen behindern. Und auch für die ersten Stillversuche ist der unverfälschte Geruch der beiden von großer Wichtigkeit!
Wärme ist Geborgenheit
Die Hebamme sorgt nach der Geburt dafür, dass das Baby trocken und warm ist. Der sofortige Hautkontakt mit der Mutter, dazu eine Decke oder trockene Handtücher sind ausreichend, um die nötige Körpertemperatur des Babys zu halten. Auch der Kopf des Babys, über den die meiste Körperwärme verloren geht, soll anfangs bedeckt sein. Von den wohligen 37 Grad im Körper raus in die rund 23 Grad warme Welt des Zimmers, kann für das Neugeborene ein Schock sein, der durch intensives Kuscheln besser verarbeitet werden kann.
Die erste Stunde
Sind APGAR-Test, eine eventuelle Wundversorgung der Mutter und ähnliches erledigt und besteht keine Gefahr für Mutter und Kind, wäre es am besten, wenn die Eltern und das Baby (mindestens) eine Stunde ungestört für sich sein könnten – ohne ständige Anwesenheit des Klinikpersonals entweder noch im Kreißsaal oder bereits auf dem Zimmer.
Rooming In
Während des Krankenhausaufenthalts nach der Geburt sollte Rooming In Standard sein. Dabei erholen sich Mutter und Baby gemeinsam in einem Zimmer.
Bindung durch Stillen
Durch das Stillen wird im Körper der Mutter u.a. das Hormon Oxytocin ausgeschüttet, das sogenannte „Liebeshormon“. Wenn das Baby nach der Geburt fit ist, wird es auch die Brust wollen – und das heißt wirklich, es will die Brust selbst! Daher ist es das Beste, die Mutter lässt den Säugling die Brust eigenständig finden – so erstaunlich zuzusehen, wie gut das kleine Baby das auch schafft. Es robbt zur Brust und findet nach einigem Hin und Her die Brustwarze. Wieder ein Wow-Moment rund um die Geburt, der die Mutter-Kind-Bindung intensiviert.
Verantwortung übernehmen
Für den Bindungsaufbau ist es sehr wertvoll, wenn die Eltern von Anfang an ihr Neugeborenes selbst versorgen und pflegen. Denn auf diese Weise nimmt das Kind die Eltern als seine Vertrauenspersonen wahr. Hebammen und Pflegepersonal sollten dabei zur Seite stehen, informieren und z.B. beim Wickeln und Stillen anleiten.
Hilfe und Unterstützung
Zeit ist ein so wichtiger Faktor. Frischgebackene Eltern sollten darauf achten, dass sie nicht überfordert werden und Informationen immer zur richtigen Zeit bekommen. Es ist in Ordnung dankend abzulehnen, wenn das Pflegepersonal zu viele Informationen gibt, Tipps in schriftlicher Form können später nachgelesen werden, dürfen jedoch nicht die Unterstützung der Mutter ersetzen, die besonders im Wochenbett wichtig ist.
Tipp: Suchen Sie rechtzeitig, am besten schon zu Beginn der Schwangerschaft, nach einer Hebamme für Daheim – dank ihrer Expertise ist sie die perfekte Anlaufstelle zu allen Fragen rund um Familienplanung, Schwangerschaft und Geburt sowie zum Kernthema Wochenbett, denn viele Fragen ergeben sich erst im Laufe der Zeit und da ist es ungeheuer beruhigend, eine Hebamme an der Seite zu haben, um rasch eine Antwort auf die gerade drängenden Fragen zu bekommen!
Auf immer und ewig
Vertrauen Sie Ihrem eigenen Gefühl! Das Bauchgefühl sagt stets das Richtige, haben Sie Vertrauen in sich selbst und in den neugewonnenen „Mutterinstinkt“. Für Ihr Baby zählen keine perfekten Windeln oder ob die Mama Ringe unter den Augen hat und bis weit in den Tag hinein noch im Pyjama herumläuft. Hauptsache, Mama geht – mit Hilfe ihres Partners – auf Baby‘s Bedürfnisse ein, unmittelbar, mit Aufmerksamkeit, Achtsamkeit und viel Liebe. Und die ist besonders intensiv, wenn das zarte Band, das während der Schwangerschaft geknüpft wurde, durch die möglichst ungestörte erste Zeit nach der Geburt zu einem immer stärkeren Seil wird, das ein Leben lang sicheren Halt gibt!
Autorin: Mag. Veronika Stampfl-Slupetzky, BSc ist Hebamme in der Rudolfinerhaus Privatklinik, wo die Bedeutung von Bindung, Bonding und Co. als wesentlich für die physische und psychische Gesundheit anerkannt ist und vor allem auch das Sectio-Bonding, also ausgiebiges Kuscheln nach einem Kaiserschnitt noch im OP, oberstes Ziel ist.
Geburtshilfe Rudolfinerhaus Privatklinik: Die Geburtshilfe im Rudolfinerhaus blickt auf eine mehr als 100-jährige Geschichte zurück und ist damit eine der traditionsreichsten Geburtshilfe-Stationen Österreichs. Vor wenigen Monaten wurde die Station neu eröffnet. Die neuen modernen Räumlichkeiten bieten werdenden Eltern eine ideale Balance zwischen familiärer, geborgener Atmosphäre und den erforderlichen medizinischen Standards. Das Geburtshilfe-Team bringt viel Erfahrung mit, ist bestens ausgebildet und geht mit viel Einfühlungsvermögen auf die Bedürfnisse der Familien ein.
Tipp: Infos und Input erhalten werdende Eltern, egal ob das erste, zweite oder dritte Kind erwartet wird, bei unseren kostenlosen Geburtshilfe-Vorträgen. Hier gelangen Sie zum Vortragsprogramm.