Das „klassische“ Beschwerdebild, das auf eine koronare Herzkrankheit mit Schmerzen und Druckgefühlen im Brustraum hindeutet, zeigt sich vor allem beim Mann. Bei Frauen dominieren oft andere, unauffälligere Symptome. Die gefährliche Konsequenz: Die Diagnose wird bei Frauen seltener und später gestellt. Eine geeignete Therapie wird dadurch oft erst mit Verzögerung begonnen.
Koronare Herzkrankheit – was ist das?
Bei der koronaren Herzkrankheit kommt es zu Veränderungen an den Herzkranzgefäßen. Die Arterien verhärten sich und der Herzmuskel wird weniger gut mit Sauerstoff versorgt. Die koronare Herzkrankheit kann herzinfarktähnliche Beschwerden wie Angina pectoris, Herzinfarkt und plötzlichen Herztod verursachen.
„Klassische“ Beschwerden bei koronarer Herzkrankheit
Typische Beschwerden sind Schmerzen im Brustraum, die häufig als dumpf, einschnürend, drückend, bohrend oder brennend empfunden werden und teilweise mit Atemnot und Angst verbunden sind. Sie beruhen auf einer Unterversorgung des Herzmuskels mit sauerstoffreichem Blut. Die Beschwerden können auch in andere Körperregionen ausstrahlen, z.B. in die Schultern sowie Arme und Hände (mehr links als rechts). Manchmal aber auch in die Unterkieferregion, in den Nacken und Rücken sowie Oberbauch. Meist treten die Symptome während körperlicher oder psychischer Belastung auf. Bei Männern stehen außerdem die Schmerzen im Vordergrund, während Frauen oft unter Beschwerden wie Übelkeit, Schwindel, Schweißausbruch und Angst leiden.
Frauen: Weniger typische Beschwerden, spätere Diagnose
Im Durchschnitt entwickelt sich eine koronare Herzkrankheit bei Frauen etwa zehn Jahre später als bei Männern. Dennoch versterben mehr Frauen an Erkrankungen des Herzkreislaufsystems, weil es bei ihnen länger dauert, bis eine vorliegende koronare Herzkrankheit diagnostiziert wird. Grund dafür ist, dass die „klassischen“ Symptome der Angina pectoris bei Frauen „untypischer“ sind und von ÄrztInnen seltener als solche angesehen und mit den entsprechend zu ziehenden Konsequenzen eingeschätzt werden. Herzkatheter-Untersuchungen werden signifikant später durchgeführt, sowohl zur Bestätigung als auch zum Ausschluss der Erkrankung. Erschwerend kommt hinzu, dass sogenannte nicht-invasive Untersuchungen zur Abklärung der koronaren Herzkrankheit, wie z.B. die Ergometrie bei Frauen, weniger zuverlässig sind.
Dieselben Risikofaktoren, aber eine andere Gewichtung
Prinzipiell sind die Risikofaktoren für Frauen und Männer dieselben. Dazu zählen insbesondere:
- familiäre Veranlagung
- Alter (über 55 Jahre)
- Fettstoffwechselstörungen
- Diabetes mellitus
- Rauchen
- Bluthochdruck
- Übergewicht
Unterschiedlich ist jedoch die Gewichtung der Faktoren. So erhöht z.B. die Tatsache, Diabetikerin (im Vergleich zu Nicht-Diabetikerin) zu sein, bei Frauen das Risiko für koronare Herzkrankheit um ein Vielfaches im Vergleich zu Männern. Darüber hinaus wirkt sich bei Frauen die Kombination von oraler Verhütung („Pille“) und Rauchen negativ aus.
Andere Erscheinungsformen bei Mann und Frau
Eine koronare Herzkrankheit zeigt sich bei jeder zweiten Frau als Angina pectoris, jedoch nur bei jedem dritten Mann. Ein plötzlicher Herztod tritt hingegen bei doppelt so vielen Männern auf (33 Prozent im Vergleich zu 17 Prozent bei Frauen).
Frauen haben ungünstigere Ausgangslage
Frauen sind bei einem Herzinfarkt etwa zehn Jahre älter als Männer und haben zu diesem Zeitpunkt auch häufig zusätzliche Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Übergewicht. Diese Konstellation erhöht die Wahrscheinlichkeit für mit dem Infarkt assoziierte Komplikationen, die häufiger auch tödlich enden.
Fazit
Den geschlechtsspezifischen Unterschieden bei koronarer Herzkrankheit sollte vermehrte Aufmerksamkeit geschenkt werden. Nur so ist es möglich, die Risikosituation von betroffenen Frauen zu verbessern.